Beim Kopfhörerkauf geht es um viele unterschiedliche Faktoren. Welche Marke soll ich nehmen? Wieviel darf bzw. soll ein „guter“ Kopfhörer kosten? Soll der neue Kopfhörer ein drahtloser Bluetooth-Kopfhörer sein, womöglich eine aktive Geräuschunterdrückung und einen Transparenzmodus bieten? Oder soll es doch lieber ein klassischer kabelgebundener Kopfhörer sein? Fragen über Fragen also – und das sind noch nicht einmal alle!
Nehmen wir an Sie haben sich dafür entschieden auf ein kabelgebundenes Modell zu setzen – dafür gibt es schließlich auch im Jahr 2024 noch viele gute Gründe! Beispielsweise wäre da die bessere Klangqualität. Zwar haben Bluetooth Modelle in den letzten Jahren mit immer höherwertigeren Audio-Codecs in dieser Kategorie ziemlich aufgeholt, aber sie sind in den meisten Fällen trotzdem was die pure Sound-Performance angeht, besonders im audiophilen Bereich, noch unterlegen. Gegen ein unkomprimiertes und reines Audioquellmaterial in voller Auflösung und beispielsweise auch praktisch ohne Latenzverzögerung kommen die meist mobilen und drahtlosen Hörer noch immer nicht ganz an.
Aber zurück zum Thema: Sie wollen sich also etwas „gönnen“ und ihr Geld in die möglichst beste Klangqualität investieren, nehmen wir an für den Heimgebrauch – sehr gut! Aber halt! Selbst nach dieser Hürde gibt es immer noch eine ziemlich wichtige Frage im Kopfhörerbereich zu klären! Soll es denn nun ein sogenannter „geschlossener“, oder ein „offener“ Kopfhörer werden!? Wo liegt denn hier überhaupt der Unterschied und was ist „besser“ bzw. das richtige für mich? Ich möchte Ihnen heute auf möglichst einfache Art und Weise die beiden Kopfhörbauweisen etwas näherbringen und Ihnen möglicherweise somit auch etwas helfen, die richtige Kaufentscheidung für sich selbst zu treffen. Los geht’s!
Geschlossener Kopfhörer vs. Offener Kopfhörer – was ist das und wo ist der Unterschied?
Prinzipiell ist der Unterschied recht einfach und auch schnell erklärt. Ein geschlossener Kopfhörer ist sprichwörtlich das, was der Name bereits vermuten lässt – ein Kopfhörer, dessen Ohrmuscheln nach außen zu, also tatsächlich „geschlossen“ sind!
Der Klang bleibt somit (zum großen Teil) in den Ohrmuscheln drin und in der Regel dringt daher auch nur sehr wenig von dem was Sie da gerade hören nach draußen. Diese sogenannte „sound leakage“ kann von entscheidender Bedeutung sein, beispielsweise in den eigenen vier Wänden, wenn man einmal richtig schön laute Musik genießen möchte (aber bitte immer auf die Ohren achten!) ohne die Umgebung und die lieben Familienmitglieder damit zu stören. Gleiches gilt natürlich auch für den Musikgenuss in Bus- und Bahn, aber heute soll es ja primär um den Einsatz zu Hause gehen. Gleichermaßen kann ein geschlossener Kopfhörer aber selbstverständlich auch Gold wert sein, wenn sich der geneigte Hörer selbst etwas gegen den Lärm von außen abschotten möchte, egal ob das Baby schreit, oder der Nachbar wieder den Rasen mäht.
Klingt doch eigentlich ziemlich gut, oder? Warum sollte man also überhaupt zu etwas anderem, als einem geschlossenen Kopfhörer greifen? Nun, auch das ist eigentlich leicht zu erklären. Der Klang in einem geschlossenen Kopfhörer ist (eben physikalisch und bauartbedingt) immer recht „nah“ am eigenen Kopf, die sogenannte „Soundstage“, also praktisch die Klangbühne, auf der sich meine Musik enthalten soll, ist in der Regel deutlich kleiner, als bei den offenen Modellen. Der Klang trifft innen auf die geschlossene Wand, kommt an dieser Stelle nicht mehr weiter und bleibt somit in dem begrenzten Raum, den ein geschlossener Kopfhörer eben nun mal nur bieten kann. Klangenthusiasten und SoundPuristen stört sowas schon mal schnell.
Allerdings ist das individuell auch verschieden und viele Leute haben mit diesem „Nachteil“ kein wirkliches Problem. Geschlossene Kopfhörer haben aber sehr häufig noch einen weiteren Nachteil, den ich aber aufgrund der vorhin erwähnten „Oberflächlichkeit“ des Erklärens nur sehr kurz anschneiden möchte: Geschlossene Kopfhörer sind häufig etwas dominanter im Bassbereich und haben oft auch eine etwas „unausgewogenere“ Frequenzkurve!
Klangsignatur von geschlossenen Kopfhörern
Kurzgefasst heißt das, dass die meisten Kopfhörer für Konsumenten geschlossene Modelle sind und oftmals (Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel) mehr auf „Spaß“ abgestimmt sind, als auf eine möglichst neutrale und „puristische“ Klangwiedergabe. Ganz oft findet man einen Boost in den Bässen, dann leicht abgesenkte Mitteltöne und wieder angehobene Höhen, „V-shaped“ sagt man dazu auch in der Fachsprache, also eine Frequenzkurve, die tatsächlich wie ein „V“ geformt ist. Solche Klangabstimmungen findet man beispielsweise regelmäßig in den Consumer-Produkten von Sony, Apple, Sennheiser, Bose, aber auch durchaus in geschlossenen Modellen von Meze Audio, Hifiman und ähnlichen Marken.
Nun ist die Klangabstimmung aber eben vorrangig die gute alte „Geschmacksache“, daher sei dies nur nebenbei bemerkt, obwohl all das eben durchaus (auch) mit dem Thema geschlossene vs. offene Kopfhörer zu tun hat. Und außerdem gibt es ja auch im offenen Kopfhörerbereich ebenfalls solche abgestimmten Modelle, es ist also kein reines Alleinstellungsmerkmal von geschlossenen Kopfhörern!
Fassen wir hier einmal vorläufig zusammen:
Geschlossene Kopfhörer isolieren den Schall besser – sowohl von außen nach innen, als auch umgekehrt. Sie eignen sich somit gut für Zuhause ohne dabei die Familie zu stören, für öffentliche Verkehrsmittel ohne die Umwelt zu stören, aber auch beispielsweise für den Sport im Fitnessstudio. Die Klangbühne ist meist deutlich kleiner, der Klang ist näher am Kopf und entfaltet sich somit auch nicht so gut. Außerdem sind geschlossene Kopfhörer oft nicht die Referenz im Bereich Klangneutralität und neutraler Abstimmung.
Offenen Kopfhörern
Hier ist so ziemlich das Gegenteil der geschlossenen Kopfhörer der Fall. Die Ohrmuscheln sind von offener Bauweise und es gibt keine Wand die den Klang komplett zurückhält. Die Ohrmuscheln sind nach außen hin geöffnet – der Klang dringt somit sowohl von innen nach außen, als auch von außen nach innen. Die Umgebung kann also hören, was ich höre und ich kann hören, was in meiner Umgebung so passiert. Somit eignen sich offene Kopfhörer natürlich primär für ein eher ruhiges Zuhause oder einen eigens dafür eingerichteten „Hörbereich“, beispielsweise ein eigenes Musikzimmer. Man könnte es auch „Solo-listening“ nennen! Entweder das, oder einfach mal die lieben Leute zuhause bifen während der eigenen Hörsessions am besten eigene (und geschlossene) Kopfhörer aufzusetzen.
Spaß beiseite, die besten (audiophilen) Kopfhörer sind in aller Regel offene Kopfhörer. Wer hat noch nicht von so legendären Modellen wie z.B. der HD 600er Reihe oder der HD 800er Reihe von Sennheiser gehört? Gleiches gilt aber auch für Referenzmodelle von Hifiman, Meze Audio, Beyerdynamic, Focal und wie sie eben alle heißen. Die besten Modelle sind von offener Bauweise. Punkt. Sie bieten häufig einen ruhigeren, neutraleren Klangansatz und klingen einfach „echter“ und „realer“, als die geschlossenen Kopfhörer.
Wie klingen Kopfhörer mit offenen Rückseiten?
Die Soundstage ist bei offenen Kopfhörern wesentlich weiter und breiter gefächert und der Klang kann sich weiter um den Hörer herum entfalten. Die oben beschriebene „Enge“ der geschlossenen Kopfhörer fehlt hier. Man hat vielmehr das Gefühl Musik über Lautsprecher im Raum, in einem freien Feld, zu hören, als nur über „normale“ Kopfhörer. Deswegen eignen sich offene Kopfhörer einfach besser für „audiophiles“ Hören, für besagte Klangpuristen und Freunde von „ehrlicherer“ Musik. Das mag etwas abstrakt klingen, aber es ist einfach so.
Offene Kopfhörer haben (meist) weniger subjektiven Bass, allein schon bauartbedingt, da der Klang eben nach außen dringt. Daher gibt es auch im Mainstreambereich letztlich weniger offene Kopfhörer, als geschlossenen Modelle. Klassik, Jazz, Vocals, Liveaufnahmen, Klaviermusik, A capella Musik und ähnliches, können somit enorm von offenen Kopfhörern profitieren und dort erst so richtige Gänsehautmomente auslösen.
Zum Schluss haben offene Kopfhörer aber noch einen weiteren kleinen Vorteil. Sie benötigen in der Regel keinen perfekten „Seal“ um die eigenen Ohren wie das bei geschlossenen Kopfhörern der Fall ist, um gut zu klingen, da der Sound ja ohnehin nach außen entweicht und dies auch ein Teil des Designs ist. Darüber hinaus schwitzen die Ohren insgesamt weniger in offenen Modellen, da ja freiwillig bzw. unfreiwillig für eine bessere Belüftung der Ohren gesorgt ist. Dies kann in heißen Sommermonaten ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein!
Was eignet sich nun also besser für daheim? Geschlossene Kopfhörer oder Offene?
Eine endgültige Antwort darauf kann ich nicht geben, da vieles ja auch sehr subjektiv ist und vor allem von den individuellen Voraussetzungen des eigenen Zuhauses abhängt! Wer sich offene Kopfhörer aber „erlauben“ kann, nicht preislich, sondern räumlich, wird mit dem unterm Strich besseren, neutraleren und realistischeren Klang und der größeren Bühne belohnt.
Wem ein „intimerer“ Klang aber nichts ausmacht und wer beispielsweise etwas mehr Bass mag, oder auch schlicht keine Möglichkeit hat bei sich zuhause offene Kopfhörer einzusetzen, findet auch im geschlossenen Kopfhörersegment einige klasse Modelle, die es allemal wert sind gehört zu werden! Und wer das Haus oder die Wohnung mit den Kopfhörern verlassen möchte, greift in den allermeisten Fällen sowieso zu einem geschlossenen Kopfhörer. Die Umwelt wird es Ihnen danken.
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